Rad am Ring

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„Rad am Ring“ 2016

Am Freitag, den 29. Juli, bezog das Team vom RSC Erftstadt in der Besetzung Saskia Hartmann, Horst Paesch, Thomas Mühl und Harry Hartmann Quartier an der geilsten Rennstrecke der Welt. Bei diesem Rennen über 24 Stunden muss immer einer des Teams auf der 26 Kilometer langen (und mit 560 Höhenmetern nicht gerade einfachen) Strecke unterwegs sein.

Die Runde wird auch nachts befahren und außer der Beleuchtung der einzelnen Fahrer herrscht totale Finsternis. Der schnellste Teil der Strecke befindet sich in der Fuchsröhre. Eine steile Abfahrt nach 6 IMG 20160801 260Kilometern, wo Geschwindigkeiten von über 100 km/h mit dem Rennrad erreicht werden können. Der steilste Abschnitt erwartet die Fahrer mit 18 % im Anstieg zur Hohen Acht. Die Zeit wird mittels eines Transponders ermittelt.

Horsts Lebensgefährtin Evi hatte im Vorfeld Kuchen und eine Spezialität von ihr, Nussecken gebacken. 20160731 280Wir waren skeptisch, ob wir bei dieser köstlichen Verpflegung überhaupt noch die Berge hoch kommen würden. Nachdem unser Fahrerlager, bestehend aus einem 4 m x 8 m großem Zelt, unterteilt in einem Ruhe – und einem Aufenthaltesbereich, errichtet war, holten wir unsere Startunterlagen ab und schauten uns auf dem Gelände ein wenig um. Horst und Evi hatten einen Elektrogrill mitgebracht und so stand dem gemeinsamen Angrillen nix mehr im Wege. An dieser Stelle möchte ich nicht vergessen, den köstlichen Nudelsalat von Evi zu erwähnen. Nach dem Essen gab es erstaunte Gesichter, als Harry Holztafeln, Farben und Pinsel hervorholte und ein Kreativangebot ankündigte. Hans Eberts, IMG 20160801 240unser ältestes Vereinsmitglied, konnte aus gesundheitlichen Gründen uns leider dieses Jahr nicht am Ring besuchen. Ein Teamfoto mit ermunternden Grüßen auf Holzplatten gemalt, sollte Hans ein wenig trösten. Anschließend ließen wir den Abend bei alkoholfreiem Bier (!!! ) gemütlich ausklingen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am Samstagmorgen, nutzen wir die Zeit für einen letzten Check der Räder. Die Stimmung war (wie auch das Wetter) hervorragend. Starten wollten wir in der Reihenfolge: Tom, Harry, Horst und Saskia. 30 Minuten vor der Freigabe des Rennens reihte sich Tom in das fast 5000 Fahrer starke Teilnehmerfeld ein. Pünktlich um 12.25 Uhr fiel der Startschuss.

Das 24 Stunden Rennen hatte begonnen.

20160731 235Den Transponder zur Zeiterfassung hatten wir in einer Getränkeflasche am Rad deponiert. Erreichte einer unserer Fahrer unser Versorgungszelt, was auch unsere Wechselzone war, wurde die Transponderflasche dem neuen Fahrer zugesteckt und dieser dann auf die Runde geschickt.

Saskia hatte in ihrer ersten Runde am Ring Pech. Trotz eines defekten Rads erreichte sie unbeschadet unser Zeltlager. Stephan, ihr Freund, der nachgekommen war, konnte die Defekte zum Glück schnell beheben.

Nach jedem Wechsel hatte jeder Fahrer ca. 3 Stunden Zeit bis zum nächsten Einsatz. Die ersten Minuten verbrachte man meistens damit von seinen Erlebnissen der Runde zu berichten und langsam den Adrenalinspiegel zu senken. Dann wurden die verschwitzen Trikots gewechselt und der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen. Ca. 90 Minuten vor der nächsten Runde begannen die Vorbereitungen. Trinken, etwas essen und wieder in die Radkleidung rein. Und ehe man sich versah war man wieder auf der Piste.

Fuhren wir bisher immer im gleichen Wechsel, änderten wir zum Abend die Taktik. Während der Nacht

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stellten wir auf Doppelrunden um, so dass jeder Fahrer 6 Stunden zum Schlafen und Regenerieren zur Verfügung hatte. Gegen 23 Uhr wurde es in den Fahrerlagern um uns herum deutlich ruhiger. Fast idyllisch lagen die einzelnen beleuchteten Zelte an der Strecke. Damit wir unsere Wechselzone in der Nacht nicht verpassen konnten, diente ein 3 Meter großer, angestrahlter Weihnachtsmann als Orientierungshilfe. Je origineller und auffälliger, desto einfacher konnten wir unser Zelt im Dunkeln anfahren.

War man aus dem Stadion heraus, tauchte man in das Dunkel der Strecke ein. Die Temperaturen waren dort um einige Grade niedriger, erlaubten es aber immer noch mit kurzer Hose zu fahren. Die Stille auf der Strecke wurde nur durch das Klacken der Schaltungen und am Berg durch das schwere Atmen der Fahrer unterbrochen. In den langen Anstiegen konnte man anhand der Rücklichter der anderen Teilnehmer erst das wahre Ausmaß der Steigungen erkennen. Wie eine lange Lichterkette schmiegte sich das Rot der Heckleuchten an den Berg an.

Nach jedem Wechsel das gleiche Prozedere. Aus den Klamotten raus, frische an, nur zum Quatschen war IMG 20160801 210da keiner mehr. Einer war auf der Strecke und die Anderen schliefen. Das Schwierigste an diesen Nachtfahrten ist die Störung des Schlafrhythmuses und die ungewohnte Uhrzeit der Nahrungsaufnahme.

Gegen 5 Uhr dämmerte es bereits und kurz darauf konnte man die ersten Sonnenstrahlen genießen. Die Stimmung war immer noch sehr gut. Wir hatten alle hervorragende Rundenzeiten in den Asphalt gebrannt. Da schon jeder 4 Einsätze hinter sich hatte, waren die Beine ziemlich schwer. Aber es galt noch ein paar Stunden durchzuhalten. Motivierend für das gesamte Team war die Unterstützung von unserem Vorsitzenden Willy Becker und seiner Frau Uschi, die angereist waren und uns die letzten Runden anfeuerten.

Am Ende waren alle froh, dass Saskia sich bereit erklärte die Schlussrunde zu übernehmen. Kurz vor der Einfahrt auf die Zielgeraden wartete das Team auf Saskia und fuhr dann gemeinsam, unter großem Applaus, über die Ziellinie.

Vergessen waren die Qualen der letzten 24 Stunden. Euphorische Begeisterung stellte sich ein.

Fazit:

Eine gigantische Veranstaltung, die dem Erftstädter Team alles abverlangt hatte. Solch eine gute radamringPlatzierung haben wir noch mit keiner Mannschaft am Ring erreicht. Von 575 gestarteten 4 – er Teams und 572 Kilometern, erreichten wir in der Gesamtwertung den 336 – ten Platz und in der Alterswertung eine sagenhafte 142 – ste Platzierung.