Start beim Tannheimer Radmarathon
Am Donnerstag, den 07. Juli 2016 bauten Saskia und Harry ihr Zelt auf einem kleinen Campingplatz nahe Tannheim auf. Da 2000 Starter erwartet wurden, hatten wir frühzeitig einen Stellplatz mit einem herrlichen Blick ins Tannheimer Tal reserviert. Den Tag nutzen wir zu einem kleinen Orientierungsbummel durch den Ort und ließen den Tag bei einem Glas Wein vorm Zelt ausklingen.
Am Freitag unternahmen wir kleinere Radtouren zum Vilsalp – und Haldensee und schauten uns den Gaichtpass an. Am Samstag holten wir im Rennbüro unsere Startunterlagen ab und machten anschließend unsere Räder klar, da wir Teile der Strecke abfahren wollten. Während sich Saskia für eine geführte Tour über den Gaichtpass mit Gerrit Glomser entschied, wollte ich eine ca. 60 km lange Runde mit Marcel Wüst fahren. Aus meinen 60 km wurden dann am Ende moderate 40 km, während Saskias Runde mit Gerrit Glomser zu einer anspruchsvollen Temporunde mutierte. Um 20 Uhr hatte der Veranstalter zu einer Inforunde über die Strecke eingeladen. Und was für eine Überraschung. Plötzlich stand unser Vereinskollege Thomas Mühl vor uns. Auch Tom hatte sich für den Start über 230 km angemeldet, den Samstag aber noch dazu genutzt, das nahegelegene Timmelsjoch mit dem Rad zu erklimmen. Nach einem weiteren gemütlichen Weizenbier verzogen wir uns in unsere Unterkünfte.
Der Start.
Kurz nach 5 Uhr klingelte der Wecker. Meiner Meinung nach viel zu früh. Der Wetterbericht kündigte Temperaturen von über 30 Grad an. Nach dem Frühstück fuhren Saskia und ich zum Start nach Tannheim. Eine halbe Stunde vor dem Start hatten sich schon mehrere hundert Fahrer in der Startgasse eingefunden. Pünktlich um 6:30 Uhr wurde das Rennen freigegeben und fast 1200 Fahrer setzten sich langsam in Bewegung. Nach gut 20 km hatte sich das Feld komplett auseinander gezogen und die deutsche Grenze überquert. Das Streckenprofil erlaubte ein hohes Anfangstempo. Nach 54 km erreichte ich den Kontrollpunkt in Kranzegg. Nach dem die Getränkevorräte aufgefüllt waren, ging es rasant weiter zum nächsten Kontrollpunkt in Obermaiselstein. Die ersten 79 km legte ich in einem Schnitt von über 31 Km/h zurück. Aber dann wurde es ernst. Auf den nächsten 12 Km galt es Deutschlands höchsten Pass den Riedberpass (1407 m) zu erklimmen. Mit seinen 620 Hm mit bis zu 16 % Steigung sicherlich eine harte Nuss. Auf den ersten Kilometern ließ es sich noch fast gemütlich fahren doch nach einer Kehre kündigte ein Schild auf 4 km 16 % Steigung an. Mein Tacho zeigte eine Geschwindigkeit, wenn man von Geschwindigkeit reden mag, von 9 Km/h an. Und dann begann das Rechnen. Bei einer Strecke von 4 km mit 8 – 9 Km/h, heißt das, eine gute halbe Stunde kraxeln bei 16 %. Tja. So motiviert man sich.
Langsam, brachte ich den ersten Kilometer, bei mittlerweile 27 Grad, hinter mich.
Da tauchte aus dem Nichts ein Problem auf. Eine Bremse. Das Insekt flog exakt mein Tempo und versuchte seinen Hunger an mir zu stillen. Mit nur einer Hand am Lenker, mit der anderen die Bremse abwehrend, gestaltete sich der Anstieg noch mühseliger. Da kam mir eine Idee. Ich schaltete einen Gang höher und schloss eine gut 30 m große Lücke zu meinem Vordermann und lies mich dann wieder zurückfallen. An seinen hektischen Bewegungen erkannte ich, dass die Bremse ein neues Opfer gefunden hatte. 20 Minuten später erreichte ich die Passhöhe. Nach 92 km fuhr ich in Balderschwang den nächsten Kontrollpunkt an. Die Temperatur lag mittlerweile bei 30 Grad und drüber. Genügend und richtig trinken war nun die halbe Miete. Dann ging es in eine lange Abfahrt durch den Bregenzer Wald Richtung Schoppenau. Ab der Ortschaft Egg begann ein 40 Km langer Anstieg. Zu Beginn mit 2 % Steigung sehr moderat, legte aber dann deutlich zu und hatte sein Finale im 13 Km langen Anstieg zum Hochtannbergpass. Die Sonne brannte und ich war froh, an Sonnencreme gedacht zu haben. Die Steigung wechselte ständig zwischen 8 % und 14 %. Ich musste laufend schalten und konnte nur schwer einen Rhythmus finden. Der 27 Km lange Anstieg im Vorfeld hatte einiges an Körner verbrannt. Des weiteren stand die Luft, es ging kaum ein Lüftchen und der Asphalt brannte. Die Sonne war erbarmungslos. Immer mehr Fahrer machten im Schatten eine Pause. Nicht umsonst hat die UIC den Hochtannbergpass als Berg der 1. Kategorie eingestuft. Hoch oben wurde der Blick auf eine Stelzenkehre frei. Von dort war es nicht mehr weit bis zur Passhöhe. Nach weiteren 15 Minuten unglaublicher Quälerei und nach 930 Höhenmetern war der Kontrollpunkt in Schoppenau nach insgesamt 139 Km, erreicht. Noch 90 Kilometer. Weiter ging es über Warth ins Lechtal zum Gaichtpass. Der Gaichtpass hat knapp 210 Hm auf einer Länge von 4 Km. Bei gleichbleibender Steigung von 7 % – 8 %, ähnelt der Anstieg dem von Mariawald in der Eifel.
Aber, nach 208 Km in dieser Hitze, kam er mir brutal steil vor. Oben endlich angekommen, führte der Weg die letzten 20 km über welliges Terrain zum Ziel.
Die Daten: 230 Km mit 3500 Hm
Bruttozeit: 9:44 Std.
Nettozeit: 9:06 Std.
Gesamtplazierung von 1200 Startern: Platz 779
Alterswertung: Platz 233