Harry on Tour
Radrennen in Alsacienne 2016
Ganz plötzlich war es dann soweit. Das Radrennen in Alsacienne stand bevor. Am Samstag den 25.06.2016 bezogen Saskia und Harry Hartmann gegen 9 Uhr Quartier auf dem Campingplatz in Cernay. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, versorgten wir uns im nahegelegenen Supermarkt, mit Getränken und Lebensmittel fürs Wochenende. Um 14 Uhr konnten wir im Sportbüro unsere Startunterlagen abholen. Bis zum Abend verbrachten wir die Zeit mit dem Studieren der Unterlagen und mit der letzten Radpflege. Wir staunten nicht schlecht, als zwei Störche an unserem Zelt vorbeistolzierten. Recherchen ergaben, dass auf dem Campingplatz und in der unmittelbaren Umgebung ca. 60 Störche ihre Nester pflegten. Gegen 18 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Pasta Party und ließen bei einem Live – Bühnen – Programm den Abend ausklingen.
Der Renntag:
Sonntag werde ich um 5:22 Uhr wach. Ich hatte mir den Wecker um 5:30 Uhr gestellt. Ich werde in der Regel meistens vorher wach, da ich den Weckton nicht mag. Nachdem wir unser Vereinstrikot angezogen hatten, war ein ruhiges Frühstück angesagt. Während Saskia erst um 8 Uhr starten musste, musste ich schon um 7 Uhr ran. 20 Minuten vorher begab ich mich in den Startbereich. Dort standen schon Hunderte Fahrer und warteten auf den Startschuss. Jetzt erst wurde mir so richtig bewusst, worauf ich mich da eingelassen hatte. Das war mein erstes richtiges Rennen mit einem Massenstart. Pünktlich um 7 Uhr wurde die Strecke freigegeben. Hinter dem Feld startete mit uns der Besenwagen mit einem konstanter Geschwindigkeit von 19 km/h. Laut Regelement wird jeder Fahrer, der vom Besenwagen eingeholt wird, auf die kürzere Distanz umgeleitet.
Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, in solch einem großen Fahrerfeld zu fahren. Trotz der frühen Startzeit hatten sich auf den ersten Kilometern viele Zuschauer an der Strecke versammelt und feuerten die Fahrer an. Im Fahrerfeld war nur das Surren der Ketten und das Klacken der Schaltungen zu hören. Die ersten 7 Kilometer waren flach und wurden, in einem für mich unglaublichen Tempo, zwischen 42 und 46 km/h gefahren. Dann ging es in die Berge und das Feld fiel auseinander. Ich befand mich im 22 km langen Anstieg zum Grand Ballon oder auch Großer Belchen genannt.
Jetzt galt es einen Rhythmus zu finden, um nicht zuviele Körner direkt am Anfang zu verbrauchen. Nach kurzer Zeit war die erste Anhöhe der Hartmannwillerkopf (der heißt wirklich so) erreicht. Die nächsten 15 km waren mit 8 % bis 13 % steilen Rampen im Schnitt aber bei 9 % ziemlich hart.
Nach 33 km und 1:48 Std. erreichte ich die erste Verpflegungsstation bei Markstein. Mein Höhenmesser zeigte mir 1244 bezwungene Höhenmeter an.
Der Grand Ballon ist mit 1424 Metern der höchste Berg der Vogesen.
1997 geriet Jan Ullrich an diesem Berg in große Schwierigkeiten und quälte sich über den Grand Ballon. Auf dieser Etappe fiel der legendäre Spruch „Quäl dich du Sau“ mit dem Udo Böltz seinen Kapitän noch einmal dazu brachte, seine letzten Kraftreserven zu mobilisieren.
Nach kurzem Aufenthalt wartete als Belohnung für die Schinderei, eine 18 km lange Abfahrt auf mich. Ich fahre Abfahrten immer sehr kontrolliert herunter und kam trotzdem auf bis zu 60 km/h. Musste oft an meinen Radsportkollegen Horst denken. Hier hätte er sich mal so richtig austoben können. Im Tal angekommen gab es keine Erholung. Über den Col Bramont (956 m) ging es weiter zum Route de Cretes (1196 m) wieder zur Verpflegungsstelle nach Markstein. Dort wurde man mit Käse, Salami und vielen anderen regionalen Köstlichkeiten verwöhnt. Weiter ging es in die dritte Schleife mit dem Petit Ballon. Die ersten 8 km Anstieg ließen sich bis Wasserbourg mit 7% Steigung gemütlich fahren. Aber dann begann der Spaß. Mit 12% bis 15% Steigung auf den letzten 5 Kilometern fingen die Oberschenkel an zu glühen, bis man dann endlich den Gipfel in 1140 m Höhe erreichte. Nach rasanter Abfahrt, flach gab es nicht, geht es über den Col de Fistplan (722 m) zum letzen Mal nach Markstein zurück, wo die Getränkeflaschen noch mal gefüllt werden konnten. Meine Beine waren mittlerweile schon richtig schwer aber noch einmal ging es hoch zum Grand Ballon, um dann abwärts die letzten Kilometer ins Ziel zu rasen. Fast bis zum Ziel. Mit dem letzten Kilometer musste man sich nochmal, mit konstanten 10% Steigung, die Zielankunft erkämpfen.
Nach 180 Kilometern und einer Bruttozeit von 9:06 Stunden (Netto 8:38 Stunden) erreichte ich nach 4600 Höhenmetern das Ziel. In der Gesamtwertung belegte ich von 483 gestarteten Fahrern Platz 333, was in meiner Altersklasse Rang 88 bedeutete.
Fazit: Total super Rennen aber bisher das härteste, was ich beim Radfahren erlebt habe.